Die Geschichte der Gemeindewerke Oberaudorf

Mit dem Beginn der modernen industriellen Entwicklung vollzogen sich auch in Audorf technische Umwälzungen in der Nutzbarmachung der Wasserkraft. So beantragte der Besitzer des Sägewerkes Gfallermühl, Josef Eggenbacher, im Jahr 1897 den Einbau einer regulierbaren Francisturbine mit horizontal gelagerten Wellen in seine vom Oberwassergerinne vorhandene Schneidesäge. Die Francisturbine versorgte nicht nur die zwei Sägeblätter der Gfallermühl, sondern stellte auch Strom für Mühlbach zur Verfügung.

Für Oberaudorf reichte der Strom, den Eggenbacher erzeugte, jedoch nicht aus. Carl Hagen, der Förderer des Fremdenverkehrs in Oberaudorf, setzte sich daraufhin auch für die Elektrifizierung Oberaudorfs ein. 1903 überließ Josef Eggenbacher die Leitung des E-Werkes der Gemeinde Oberaudorf. Diese erwarb letztendlich am 7. August 1906 das Elektrizitätswerk Gfallermühle mit Säge und notwendigem Grund um 52.000 Mark und baute das Werk und das Stromnetz weiter aus.

Man produzierte in den Anfangsjahren Gleichstrom. Zwei Akkumulatoren-Stationen mit je 10 kW Leistung und 220 Volt Spannung wurden in Stigloh vor der Auerbach-Brücke und bei der alten Apotheke errichtet. Nach und nach wurde das Stromnetz nach Niederaudorf und Reisach erweitert. Am 23. Juli 1908 erließ das E-Werk Oberaudorf die ersten allgemeinen Bestimmungen für die Stromabnahmen.

Nach dem ersten Weltkrieg war klar, dass die Energieversorgung verbessert werden musste. Ein weiterer Ausbau der Gfallermühle-Wasserwerke und ein Umbau des E-Werkes waren erforderlich.

Die Gemeinde engagierte für den Ausbau und Betrieb des E-Werkes 1920 den Ingenieur Paul Limpert. Im gleichen Jahr begann Limpert mit der Umstellung des Netzes von Gleichstrom auf Dreh- bzw. Wechselstrom.

Einen Meilenstein für die Stromversorgung von Oberaudorf bedeutete der Bau einer Stauanlage in der Mühlau. Mit dem Bau wurde im Oktober 1923 begonnen. Am 7. Oktober 1924, genau ein Jahr später, konnten die Arbeiten zum Bau des Elektrizitätswerkes Oberaudorf beendet werden. Das Kraftwerk, bestehend aus einem Stauweiher mit 60.000 Kubikmeter Wasserspeicher, einer Rohrleitung von 290 Meter Länge und dem Maschinenhaus war fertig. Im Maschinenhaus standen zwei Turbinen mit je 156 PS und eine Turbine mit 312 PS Leistung.

Blick auf die Staumauer am Mühlbach in Oberaudorf

Staumauer des Stausees in der Mühlau

Ingenieur Paul Limpert, der Leiter des E-Werkes bis 1933 konnte mit Recht stolz auf sein Werk und auch auf seine Weitsicht sein. Eine weitere Modernisierung der Anlage erfolgte im Jahr 1984 mit dem Neubau eines Maschinenhauses in Mühlbach und der Neuanschaffung einer Spiral-Wasserturbine mit einer Leistung von 700 kW.

Das Audorfer Elektrizitätswerk konnte im Jahr 1940 noch Oberaudorf, Niederaudorf, das Sensenwerk Mühlbach und das Bayerische Portlandzementwerk Kiefersfelden mit elektrischer Energie versorgen, doch durch den ständig steigenden Verbrauch kann das Elektrizitätswerk heute leider nur noch etwa 15 % des gesamten Strombedarfs von Oberaudorf abdecken.

Weitere Schritte zur sicheren Versorgung der Oberaudorfer Bevölkerung mit elektrischer Energie erfolgten im Jahr 1996 mit dem Neubau der Übergabestation an der Kranzhornstraße und in den Jahren 2002- 2004 mit der Stromnetzverkabelung Hocheck und dem großen Berg.

Wir werden uns auch in Zukunft bemühen, wenn auch in kleinen Schritten, unsere gesteckten Ziele zu erreichen. Wir wollen unseren Kunden zu jeder Zeit bei gleichbleibend hoher Versorgungssicherheit ausreichend Energie zur Verfügung stellen.